Startups stehen für Innovation, Tempo und Disruption. Was jedoch oft auf der Strecke bleibt, ist die strukturierte Auseinandersetzung mit Sicherheit – sowohl mit Security (z. B. Cybersecurity, Datenschutz, Zugriffskontrolle) als auch mit Safety (z. B. funktionale Sicherheit, Risikominimierung bei Produkten oder Software).
Dabei ist gerade in jungen Unternehmen ein früher Einstieg entscheidend, um Sicherheitslücken, Haftungsrisiken und spätere teure Umbaumaßnahmen zu vermeiden. Dieser Beitrag zeigt praxisnah, wie Startups beides – Wachstum und Sicherheit – von Beginn an zusammen denken und umsetzen können.
1. Warum Sicherheit in Startups häufig fehlt
- Fokus auf MVPs: In der Produktentwicklung zählt meist nur Geschwindigkeit. Security wird erst berücksichtigt, wenn etwas schiefläuft.
- Ressourcenmangel: Sicherheit erscheint als Luxus, für den es weder Budget noch Personal gibt.
- Komplexitätsangst: Normen wie ISO 27001 oder IEC 61508 wirken abschreckend. Viele glauben, sie seien nur für Großunternehmen relevant.
- Fehlende Vorbilder: In der Startup-Kultur gibt es bislang kaum sichtbare Best-Practice-Beispiele für Security-by-Design.
2. Warum Security & Safety von Anfang an notwendig sind
- Vertrauen aufbauen: Investoren, Kunden und Partner achten zunehmend auf Datenschutz, sichere Entwicklung und Risikomanagement.
- Compliance vorbereiten: Frühzeitige Maßnahmen erleichtern spätere Zertifizierungen (z. B. ISO 27001, ISO 26262).
- Kosten senken: Sicherheit von Anfang an spart Kosten – im Gegensatz zu aufwendigen Nachbesserungen bei Produkt- oder Codefehlern.
- Schutz vor Vorfällen: Startups sind bevorzugtes Ziel von Cyberangriffen, da sie oft schlechter geschützt sind.
3. Agil UND sicher? Ja, das geht
Agilität und strukturierte Sicherheitsansätze schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Sie lassen sich integriert denken.
- Sprintplanung: Sicherheitsanforderungen von Anfang an als Teil der User Stories und Tasks definieren
- Definition of Done: Sicherheitskriterien in die Abnahmekriterien jedes Sprints aufnehmen
- Retrospektiven nutzen: Lessons Learned aus Sicherheitsvorfällen oder Tests gezielt auswerten und verbessern
- Security Champions: Im Team Verantwortlichkeiten für Security & Safety benennen
4. Security in der Produktentwicklung
- Sichere Architektur: Bedrohungsmodellierung (Threat Modelling) bereits beim Systemdesign einsetzen
- Sichere Entwicklung (Secure Coding): Schulung der Entwickler in sicheren Programmierrichtlinien
- Code Reviews mit Fokus auf Sicherheit: Nicht nur auf Funktionalität, sondern auch auf Schwachstellen prüfen
- Security Testing: Automatisierte Tests mit statischer und dynamischer Codeanalyse integrieren
- Verschlüsselung und Zugriffskontrollen: Daten und Schnittstellen konsequent absichern
5. Safety bei Produkten und Systemen
- Risikobewertung: Frühzeitige Analyse möglicher Gefahrenquellen und Fehlfunktionen
- Normenorientierung: Orientierung an etablierten Sicherheitsstandards je nach Branche (z. B. ISO 26262 für Automotive, IEC 62304 für MedTech)
- Verantwortlichkeiten klären: Wer ist für Produkt- und Systemsicherheit verantwortlich?
- Dokumentation strukturieren: Auch in Startups gilt: Was nicht dokumentiert ist, existiert im Zweifel nicht.
6. Quick Wins für Startups
- Sicherheitsrichtlinie erstellen: Ein schlankes, pragmatisches Dokument, das zentrale Prinzipien definiert
- Awareness schaffen: Regelmäßige kurze Schulungen oder Sicherheitstipps im Slack-Channel
- Zugriffsmanagement regeln: Wer darf auf welche Systeme zugreifen? Welche Passwortrichtlinien gelten?
- Open-Source-Tools nutzen: Es gibt viele kostenfreie Lösungen für Secure Coding, Testing, Passwortmanagement
- Backups automatisieren: Datenverluste sind häufig, aber mit simplen Cloud-Lösungen vermeidbar
7. Fehler vermeiden – typische Stolpersteine
- Keine Verantwortlichen: Sicherheit ist „niemandes Job“ – also passiert nichts
- Verdrängung statt Strategie: Risiken werden ignoriert, statt adressiert
- Tool-Wildwuchs: Keine abgestimmte Toollandschaft, keine Standards
- Fehlende Tests: Keine Simulationen, keine Sicherheitsüberprüfung vor dem Launch
- Späte Compliance-Schocks: Erste Großkunden fordern ISMS oder Datenschutznachweise – und nichts ist vorbereitet
8. Fazit
Sicherheit ist kein Projekt, sondern ein Prinzip – und gerade in der Startup-Welt ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wer früh beginnt, spart später Zeit, Geld und Nerven.
Security & Safety müssen nicht komplex sein. Aber sie müssen bewusst gedacht und in den Alltag integriert werden.
Adinger unterstützt Startups dabei, skalierbare Sicherheitskonzepte zu entwickeln – ohne Innovationskraft zu bremsen, sondern als stabile Grundlage für nachhaltiges Wachstum.
