Die öffentliche Debatte rund um Künstliche Intelligenz (KI) wird derzeit stark von Hype, Hoffnung und Missverständnissen geprägt. Insbesondere der Aufstieg sogenannter „KI-Agenten“ – Programme, die scheinbar selbstständig Aufgaben wie Urlaubsbuchungen oder Recherchen übernehmen – lässt viele glauben, dass Maschinen nun „intelligent“ seien. Doch genau hier liegt das Problem: Diese Art von Intelligenz ist eine Illusion.
Maschinen verarbeiten – sie verstehen nicht
Künstliche Intelligenz ist leistungsfähig. Sie kann Texte generieren, Bilder erschaffen und Daten analysieren. Doch sie besitzt keine Identität, keine Intention, kein Bewusstsein. Ihre „Antworten“ basieren auf statistischen Wahrscheinlichkeiten und Trainingsdaten, nicht auf echtem Verständnis oder Urteilskraft.
Die Bezeichnung „intelligent“ ist daher irreführend. Wie bereits in einem Gastbeitrag im STANDARD treffend formuliert: Maschinen sind keine Menschen – und Menschen keine Maschinen. Die Vorstellung, dass sich Software „intelligent verhält“, darf nicht mit tatsächlicher Intelligenz verwechselt werden.
Fehleranfälligkeit, Falschinformation und Manipulation
Aktuelle Studien zeigen: KI-gestützte Systeme wie Chatbots liefern bei der Zitation von Nachrichten eine Fehlerquote von rund 60 Prozent. In sensiblen Bereichen – wie Justiz, Bildung oder Journalismus – kann dies zu schwerwiegenden Konsequenzen führen. Noch brisanter wird es, wenn KIs durch gezielte Desinformation manipuliert werden, etwa durch staatlich gesteuerte Propaganda.
Auch spektakuläre Fehlleistungen sorgen regelmäßig für Aufmerksamkeit – etwa wenn KI-Systeme Personen fälschlich schwerer Straftaten bezichtigen oder bei Recherchen widersprüchliche Angaben machen. Der technologische Fortschritt ist rasant, aber die kritische Reflexion hinkt oft hinterher.
Die Verantwortung liegt beim Menschen
Die Technik selbst ist weder gut noch böse – entscheidend ist der Umgang damit. Unternehmen, Behörden und Gesellschaft müssen sich bewusst machen: KI ist ein Werkzeug, kein Akteur. Ihre Wirkung hängt maßgeblich davon ab, wie sie eingesetzt wird.
Daher ist es umso wichtiger, zwischen Begriffen wie „Agent“, „Assistent“ und „Intelligenz“ präzise zu unterscheiden. Denn aus unklarer Kommunikation entstehen Missverständnisse – und daraus potenziell gefährliche Entscheidungen.
Fazit: Mehr Realismus, weniger Hype
Technologie soll unterstützen, nicht ersetzen. KI kann Prozesse beschleunigen und neue Möglichkeiten eröffnen. Doch sie braucht klare Regeln, ethische Standards und eine fundierte Einordnung ihrer tatsächlichen Fähigkeiten.
Künstliche Intelligenz ist nicht intelligent – und das ist auch gut so. Entscheidend ist, wie wir sie gestalten, nutzen und kritisch begleiten.
Quelle:
Stefan Mey: „Man kann es nicht oft genug sagen: Künstliche Intelligenz ist nicht intelligent“, erschienen am 22. März 2025 auf derstandard.de
