Warum Administratorrechte besonders schutzbedürftig sind
Administratorrechte sind das Herzstück jeder IT-Infrastruktur. Sie gewähren umfassenden Zugriff auf Systeme, Konfigurationen, Nutzerverwaltung und kritische Daten. Angreifer, die sich Zugang zu einem privilegierten Konto verschaffen, können:
- Systeme lahmlegen
- Daten manipulieren oder stehlen
- Sicherheitsmechanismen ausschalten
- Rückstandslos Spuren verwischen
Deshalb gelten Admin-Accounts als Hochrisikoziele. Ihre Absicherung ist kein technisches Nice-to-have, sondern eine Grundvoraussetzung für jede wirksame Cybersecurity-Strategie.
Was ist Privileged Access Management (PAM)?
Privileged Access Management (PAM) ist ein Sicherheitsansatz, der gezielt den Zugriff auf besonders sensible Konten und Funktionen in IT-Systemen reguliert, überwacht und absichert.
Ein funktionierendes PAM-System umfasst:
- Identifikation privilegierter Konten (auch “versteckte” Admin-Rechte)
- Zugriffskontrolle über zentrale Authentifizierungsmechanismen
- Session-Management zur Nachvollziehbarkeit von Admin-Aktivitäten
- Just-in-Time-Zugriff statt dauerhafter Berechtigungen
- Auditierbarkeit durch lückenlose Protokollierung
Typische Schwachstellen bei privilegierten Zugängen
Viele Unternehmen unterschätzen, wie schnell privilegierte Rechte unkontrolliert wachsen:
- Dauerhafte Adminrechte für Standardbenutzer
- Gemeinsame Nutzung von Admin-Konten
- Passwörter in Excel-Listen oder unverschlüsselt in Textdateien
- Unklare Rollen und Berechtigungsvergaben
- Kein Review-Prozess für Berechtigungen
Diese Lücken führen dazu, dass ein interner oder externer Angreifer leicht auf kritische Systeme zugreifen kann.
Best Practices zur Absicherung privilegierter Konten
1. Least Privilege-Prinzip umsetzen
Jeder Nutzer erhält nur die Rechte, die er für seine aktuelle Aufgabe benötigt. Keine Dauer-Adminrechte!
2. Admin-Konten trennen
Technische Admins sollten eigene, nicht-personenbezogene Konten für Admin-Zugriffe verwenden. Für Standardaufgaben nutzt man das normale Benutzerkonto.
3. Passwörter zentral verwalten
Ein sicheres Passwort-Vault (z. B. HashiCorp Vault, CyberArk, Thycotic) speichert Zugangsdaten verschlüsselt und dokumentiert Zugriffe.
4. Temporäre Rechte vergeben
Über ein PAM-System lassen sich Adminrechte zeitlich begrenzen und über genehmigte Workflows aktivieren.
5. Zugriffe auditieren und protokollieren
Alle privilegierten Sitzungen müssen mitgeloggt und regelmäßig ausgewertet werden (z. B. durch Security-Teams).
6. Regelmäßige Rechte-Reviews durchführen
Zugriffsberechtigungen sollten mindestens quartalsweise geprüft und dokumentiert werden.
PAM in der Praxis: Was funktioniert
Beispiel 1: Mittelständisches Produktionsunternehmen
Ein Unternehmen mit 300 Mitarbeitenden hatte mehr als 80 Admin-Zugänge – viele davon dauerhaft aktiviert. Nach Einführung eines PAM-Systems konnte die Zahl der aktiven Admins um 60 % reduziert werden. Zugriffsversuche außerhalb genehmigter Zeiten wurden automatisch blockiert.
Beispiel 2: Krankenhaus-IT
Durch zentral verwaltete Session-Recording-Funktionen konnten nachträglich falsche Konfigurationen identifiziert und zurückverfolgt werden. Besonders bei komplexer Medizintechnik war dies entscheidend für den Betrieb.
Verbindung zu ISO 27001 und NIS2
Beide Normen fordern explizit den kontrollierten Umgang mit privilegierten Zugängen:
- ISO 27001 A.9.2.3: Verwaltung von privilegierten Rechten
- NIS2-Richtlinie: Verpflichtung zur Absicherung kritischer Infrastrukturkomponenten
Ein dokumentiertes PAM-Konzept ist daher ein Schlüsselelement für Compliance und Zertifizierungsfähigkeit.
Fazit
Privilegierte Konten sind das Einfallstor für viele IT-Zwischenfälle. Unternehmen müssen lernen, diese Rechte nicht nur zu verteilen, sondern aktiv zu managen. PAM bietet dafür eine wirksame Grundlage. Wer diese Accounts absichert, reduziert nicht nur Risiken, sondern schafft auch Vertrauen bei Kunden, Auditoren und Partnern.
Adinger hilft Organisationen dabei, privilegierte Zugänge sichtbar, kontrollierbar und auditierbar zu machen – praxisnah, normkonform und zukunftssicher.
