Was bedeutet funktionale Sicherheit – und warum ist sie in vielen Branchen unverzichtbar? In diesem Beitrag beleuchten wir die Grundlagen funktionaler Sicherheit, ihre normativen Anforderungen und ihre Bedeutung für Unternehmen, die sicherheitskritische Systeme entwickeln.
Was ist funktionale Sicherheit?
Funktionale Sicherheit ist ein wesentlicher Bestandteil der technischen Sicherheit. Sie beschäftigt sich mit der gezielten Vermeidung und Beherrschung von Gefährdungen, die durch das Versagen elektrischer, elektronischer oder programmierbarer Systeme entstehen können. Das Ziel: Auch bei einem Fehler soll ein System sicher bleiben – etwa indem es in einen definierten, ungefährlichen Zustand übergeht.
Besonders relevant ist dieser Aspekt in sicherheitskritischen Anwendungen wie:
- Automobilindustrie (z. B. Fahrerassistenzsysteme)
- Maschinenbau und Industrieautomatisierung
- Medizintechnik
- Bahntechnik und Luftfahrt
Relevante Normen: IEC 61508 und ISO 26262
Die international anerkannte Norm IEC 61508 bildet die Basis für funktionale Sicherheit in vielen Industriezweigen. Sie definiert den sogenannten Sicherheitslebenszyklus und legt systematische Vorgehensweisen zur Risikobewertung, Umsetzung technischer Maßnahmen und Nachweisführung fest.
Für die Automobilbranche ist die ISO 26262 die maßgebliche Norm. Sie wurde aus der IEC 61508 abgeleitet und behandelt speziell sicherheitsrelevante Aspekte von Straßenfahrzeugen. Hierbei wird mit Automotive Safety Integrity Levels (ASIL) gearbeitet, um die Kritikalität möglicher Fehler und das erforderliche Maß an Sicherheitsmaßnahmen zu klassifizieren.
Zentrale Elemente der funktionalen Sicherheit
Eine erfolgreiche Umsetzung funktionaler Sicherheit setzt ein strukturiertes Vorgehen voraus. Zu den zentralen Aktivitäten gehören:
- Gefährdungs- und Risikoanalysen: Methoden wie HARA (Hazard Analysis and Risk Assessment), FMEA (Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse) oder HAZOP helfen, potenzielle Risiken frühzeitig zu identifizieren.
- Definition von Sicherheitsanforderungen: Sowohl funktionale als auch technische Sicherheitsanforderungen werden abgeleitet und spezifiziert.
- Implementierung technischer Maßnahmen: Diese reichen von Hardware-Redundanzen über Software-Monitoring bis hin zu Diagnosefunktionen.
- Verifikation und Validierung: Um sicherzustellen, dass alle Anforderungen korrekt umgesetzt wurden, sind strukturierte Reviews, Tests und Audits erforderlich.
- Dokumentation und Traceability: Die Rückverfolgbarkeit von Anforderungen bis zur Umsetzung ist essenziell – nicht nur für die Qualität, sondern auch für die Zertifizierbarkeit eines Produkts.
Sicherheit als Teil der Unternehmenskultur
Technische Maßnahmen allein reichen nicht aus. Funktionale Sicherheit erfordert auch eine gelebte Safety Culture – ein Bewusstsein für sicherheitsrelevantes Denken und Handeln über alle Projektphasen hinweg. Dazu gehört z. B. ein systematischer Umgang mit Änderungen, ein offener Umgang mit Fehlern sowie regelmäßige Schulungen aller Beteiligten.
Warum funktionale Sicherheit einen Wettbewerbsvorteil darstellt
Neben der Erfüllung gesetzlicher Anforderungen trägt funktionale Sicherheit maßgeblich zur Risikominimierung, zur Produktqualität und zum Vertrauensaufbau bei Kunden und Behörden bei. Unternehmen, die Sicherheit von Anfang an mitdenken, sind nicht nur regulatorisch auf der sicheren Seite – sie positionieren sich auch strategisch stärker im Markt.
